Die Varroamilbe (lat. Varroa destructor) ist einen Bienenparasit, der Ende der 1970-er-Jahre von Asien nach Deutschland eingeschleppt wurde. Sie erreichte 1981 den Schwalm-Eder-Kreis und ist seither für alle Imker in Deutschland das Hauptthema Nummer eins und zugleich das größte Problem der Imkerei. Weltweit gibt es keinen Kontinent mehr, wo es keine Milbe gibt. (außer in der Antarktis, dort leben aber auch keine Honigbienen)
Um die Varroa zu verstehen, muss man die Biologie der Milbe und der Biene kennen. Die Milbe vermehrt sich ausschließlich in der verdeckelten Brut. Auf den Bienen kann sie sich nicht reproduzieren. Bevorzugen tut sie die Drohnenbrut, da diese einen längeren Entwicklungszyklus von drei Tagen als die Arbeiterinnenbrut hat. Somit ist es bei optimalen Bedingungen möglich, dass die Milbe ein Nachkommen mehr erzeugen kann, als in der Arbeiterinnenbrut. Ihr bevorzugter Aufenthaltsort ist in der Brut, deshalb sieht man oft gar nicht oder nur selten Milben auf den Bienen. Wenn man sie häufig auf den Bienen sieht, ist dies ein Alarmzeichen. Im Sommer, wenn die Völker zehntausende Brutzellen pflegen, sitzen bis zu 90% der Milben in der Brut! Durch die immer wärmer werdenden Winter sind die Völker nur noch wenige Wochen im Jahr brutfrei, wodurch die Milbe sich fast ganzjährig vermehren kann.
Der Entwicklungszyklus der Milbe ist expotentiell. Das bedeutet, dass mit jeder Milbengeneration/Brutzyklus sich sie die Anzahl der Milben in einem Bienenvolk verdoppelt bis verdreifacht. Dies geschieht innerhalb einen Brutzyklus-also innerhalb von nur drei Wochen. Wenn also ein Bienenvolk im Januar mit 50 Milben ins Jahr startet und im Februar mit dem Brüten beginnt, beginnt sich auch die Milbe zu vermehren. Aus den 50 Milben werden nach drei Wochen (100-) 150 Milben. Und im zweiten Brutsatz werden aus den 150 Milben (300-) 450 Milben usw. usw.
Die Hauptaufgabe von uns Imkern ist es nicht Honig zu ernten, sondern die Bestäubungsleistung sicherzustellen und dafür müssen wir die Völker gesund halten. Dazu zählt, dass man die Völker nicht schwärmen lässt, da die abgehenden Schwärme in der freien Natur dem Untergang ausgesetzt sind und dass man die Bienenvölker nicht an der Milbe eingehen lässt. In Deutschland besteht für die Imker eine Aufsichts- und Fürsorgepflicht. Darunter fällt auch die Behandlungspflicht, die in § 14 i.V. m. § 15 Bienenseuchenverordnung steht. Die Imker sind alle zur aktiven Bekämpfung der Milbe verpflichtet. Wir arbeiten als Imker mit dem drittwichtigsten Nutztier, haben die gesamtgesellschaftlich-bedeutende Aufgabe der Bestäubung und arbeiten zudem noch mit einem wertvollen Lebensmittel und teils auch mit medizinischen Produkten. Damit muss uns die Verantwortung, welche wir gegenüber den Bienen und den Verbrauchern haben, bewusst sein. Daher ist es auch nicht in Ordnung, wenn Imker Behandlungsmethoden praktizieren und verbreiten, die in Deutschland nach aktuell gültiger Rechtslage bzw. Rechtsprechung nicht zugelassen sind. Dazu zählen:
- Verdampfen (Sublimieren) von Oxalsäure
- Verwendung der AS 85% ad.us.vet
- Verwendung von technischer AS
- Einsatz des Schwammtuchs
Dass zu viele Völker an der Milbe eingehen, zeigen die jährlichen Verlustquoten, die im langjährigen Mittel zwischen 15% und 20% liegen. Die Wissenschaft strebt Verluste von nur 2% an! Es gilt also, besser auf die Milbe zu achten. Der Schlüssel zur verlustfreien Imkerei liegt nicht in der pauschalen Varroabekämpfung, sondern in der gezielten Varroadiagnose. Dies geschieht mittels einer eingeschobenen Windel unter das Volk (Gemülldiagnose). Folgende Voraussetzungen gibt es für eine Diagnose, welche Störfaktoren beseitigen und einen verlässlichen Aussagewert liefern:
- Beutenboden, der flach ist und komplett mit einen Gitterboden ausgestattet ist. Böden, die keinen Gitterboden haben bzw. nur den halben Boden abdecken sind nicht mehr zeitgemäß, weil damit nicht das gesamte Gemüll erfasst wird. Es ist auch nicht richtig, die Zahl der gefallenen Milben zu verdoppeln, wenn ich nur einen Boden habe, der zur Hälfte mit Gitter ausgestattet ist, weil die Milben ungleichmäßig auf die Windel fallen. Eine Hochrechnung auf 100% verzehrt das Endergebnis! Außerdem keine Hochböden verwenden, weil auf den Bausperren das Gemüll inklusive der Milben liegen bleibt und nicht bis runter auf die Windel kommt. Und wilder Unterbau an den Unterträgern ist ebenfalls hinderlich, da sich das Gemüll darin verfängt.
- Einen Bodenschieber verwenden, der mit biologisch abbaubarem Sägekettenhaftöl großzügig beschmiert wird, um das Wegtragen der Milben von Ameisen, Ohrenkneifern und Windböen zu verhindern.
- 1–2-mal im Monat ab Juli bis einschließlich November soll eine Gemülldiagnose an ALLEN Völkern durchgeführt werden. Stichproben reichen nicht aus, da man die Ausreißervölker, also die Völker mit einem besonders hohem Milbenfall erkennen muss. Dies sind 10-15% aller Völker.
- Nach Schadschwellen arbeiten
Monat | Jungvölker | Altvölker |
Juli | 5 Milben/Tag | 8 Milben/Tag |
August | 3 Milben/Tag | 5 Milben/Tag |
September | 2 Milben/Tag | 3 Milben/Tag |
Oktober | 1 Milbe/Tag | 2 Milben/Tag |
November | 0,5 Milben/Tag | 1 Milbe/Tag |
Dezember | 0,5 Milben/Tag | 0,5 Milben/Tag |
Wenn die oben genannten Schadschwellen erreicht sind oder überschritten, muss behandelt werden. Wenn man unter diesen liegt, kann man mit der Behandlung noch warten.
Für die Behandlung stehen drei Kategorien zur Verfügung.
Synthetische Mittel (Perizin, Bayvarol) sind nicht empfehlenswert wegen der Rückstandsgefahr in Wachs und Honig und der Resisstenzbildung.
Biotechnische Verfahrensweisen: Totale Brutentnahme, Königin käfigen oder Bannwabenverfahren. Geschieht in Verbindung mit einer organischen Säurebehandlung.
Organische Säuren: Ameisensäure 60% ad.us.vet, Milchsäure 15% ad.us.vet und Oxalsäure zum Träufeln 3,5% ad.us.vet oder zum Sprühen 5,7% ad.us.vet. Alternativen sind Varromed, Bienenwohl und FormicPro (früher MAQS-Streifen)
Als Imker hat man drei Möglichkeiten, um die Milben zu bekämpfen bzw. sie aus den Völkern zu entfernen. Entweder 1.) behandele ich mit organischen Säuren oder synthetischen Mitteln, 2.) entferne die (verdeckelte) Brut und vernichte diese oder 3.) mache die Völker brutfrei, sodass alle Milben auf den Bienen sitzen und mit einer einzigen Säurebehandlung nahezu vollständig abgetötet werden.
NEU: Seit dem 28.01.2022 müssen alle verabreichten Präparate in das Bestandsbuch eingetragen werden. Dabei wird die Anzahl der behandelten Völker, der Stand, die verabreichte Menge, der Name des Anwenders und die Zulassungsnummer des jeweiligen Produkts in Verbindung mit dem Kaufbeleg dokumentiert und mindestens 5 Jahre aufbewahrt.
Bei Fragen, Unklarheiten oder Ähnlichem kann man mich unter 0151/68171653 kontaktieren.